Projektreise Nov. 24 – Tag 4 “Hope (Hoffnung)”
Jill Willems
Projektreise 2024
1. November 2018
Unser letzter Tag im Feld ist geschafft und ich sitze mal wieder ziemlich platt auf meinem Bett und versuche, die vielen Eindrücke des Tages in halbwegs geordneter Reihenfolge Revue passieren zu lassen. Um den (unfreiwilligen) Schlendrian der letzten Tage wieder wett zu machen haben wir heute dem Emesco-Team noch mal ordentlich Dampf gemacht und insgesamt sechs (!!) Projekte besichtigt.
Nachdem heute Morgen alle pünktlich wie die Maurer am Treffpunk ankommen, geht es als erstes nach Kateete. Der Brunnen hier wurde bereits 2013 errichtet und weist deutliche Gebrauchsspuren auf: Es gibt keinen Zaun, der Pumpenhebel ist abgebrochen, die Menschen erzählen uns, dass sie sehr lange pumpen müssen, um Wasser zu fördern. Suleyti meint, dass dies auf ein defektes Rohr schließen lässt, die Reparatur sei jedoch finanziell sehr aufwändig.
Die Dorfbewohner erzählen, dass bereits vor einem Jahr einige kleinere Reparaturen vorgenommen worden seien, die auch von der Gemeinde selbst finanziert wurden. Allerdings sei das Wasserkomitee insgesamt nicht sehr aktiv und um für eine so große Reparatur aufzukommen müssten sie sehr lange sparen.
Die Pflanzen um den Brunnen herum sind sauber getrimmt, ein Hinweis darauf, dass wenigstens der Caretaker seinen Aufgaben nachkommt. Allerdings schlagen wir vor, im Rahmen eines Follow-Ups die Hygieneschulungen aufzufrischen und ein neues Wasserkomitee zu wählen. Die Dorfbewohner halten das für eine gute Idee.
Am nächsten Projekt, Kicumazi, treffen wir neben einigen Dorfbewohnern auch Vice Chairman Mathias und Caretaker Emanuel an. Stolz zeigen sie uns ihren vor einem halben Jahr errichteten Flachbrunnen. 150 Haushalte (fast 1000 Menschen) nutzen den Brunnen momentan, und in nur kurzer Zeit seien die hygienebedingten Krankheiten im Dorf deutlich zurückgegangen. Sie haben auch ein Wasserkomitee gewählt, welches bereits angekündigt hat, Gelder für die Instandhaltung einzusammeln, sobald die Ernte, die momentan eingefahren wird, verkauft ist.
Allerdings erzählen sie auch, dass sich aufgrund der hohen Anzahl der Menschen, die den Brunnen nutzen, zu Stoßzeiten oft lange Schlangen bilden und die Frauen teilweise bis zu drei Stunden für Wasser anstehen müssen. Sie fragen, ob es über kurz oder lang evtl. möglich sei, einen weiteren Brunnen in der Gegend errichten zu lassen. Außerdem gibt es in der gesamten Region keinen Pumpenmechaniker, der gegebenenfalls für Reparaturen beauftragt werden könnte. Sie fragen daher, ob es wohl möglich sei, einige von ihnen ausgewählte Freiwillige zu Pumpentechnikern auszubilden. Suleyti bestätigt, dass Emesco derartige Schulungen durchführen könnte und wir nehmen beide Punkte auf unsere Liste für potentielle zukünftige Projekte auf.
Der dritte Brunnen des Tages, Kisonde, wurde erst vor einer Woche eingeweiht und strahlt dementsprechend in vollem Glanz. Die Gemeinde hat noch keine Hygieneschulung erhalten und dementsprechend kein Wasserkomitee gebildet, aber dies wird wohl innerhalb der nächsten Wochen über die Bühne gehen. Schon jetzt herrscht am Brunnen, der direkt neben der alten Wasserloch liegt, reges Treiben. Anscheinend ist heute Waschtag, den die Büsche und der Zaun sind komplett mit frisch gewaschenen Laken und Decken zugehangen.
Weiter geht es nach Kyakaheru. Zwar befinden sich bei unserer Ankunft die meisten Erwachsenen auf einer Beerdigung, allerdings wimmelt es am Brunnen nur so mit Schulmädchen, die hier ihre Kanister füllen wollen. Die Frau des Chairman ist außerdem da, um unsere Fragen zu beantworten.
Dafür, dass der Brunnen einer unserer ältesten ist, bereits 2011 gebaut wurde, und seitdem vom kompletten Dorf sowie einer naheliegenden Schule genutzt wird, funktioniert er einwandfrei. Bereits zwei Mal hat die Gemeinde kleinere Reparaturen am Brunnen vornehmen lassen. Allerdings bemängeln wir den fehlenden Zaun und abgebrochenen Pumpenhebel und schlagen auch hier vor, die Hygieneschulungen noch einmal aufzufrischen.
Und weiter geht’s, diesmal für Uli und mich auf der Ladefläche des Pickups. Neben der besseren Aussicht über die wunderschönen grünen Landschaften bietet diese Position auch die Möglichkeit, den unzähligen Kindern zuzuwinken, die uns überall entlang des Weges völlig aufgeregt „Jambo“ und „Muzungu“ zurufen und eifrig winken.
Projekt Nummer 5, Kabaale, ist eine von 2aid 2016 umgesetzte Borehole-Reparatur. Die Dorfbewohner empfangen uns zahlreich und voller Freude. Der Brunnen ist in tadellosem Zustand und funktioniert einwandfrei. Die Menschen erzählen, dass sie vor wenigen Monaten bereits zwei kleine Reparaturen von einem Techniker haben vornehmen lassen.
Allerdings ist dieses Bohrhole die einzige geschützte Wasserstelle in der gesamten Region und wird von mehr als 350 Haushalten (über 2000 Menschen) genutzt. Das führt dazu, dass besonders zur Trockenzeit der Grundwasserspiegel oft drastisch sinkt und der Brunnen nicht mehr genug Wasser fördert. Wir machen daher eine Notiz, dass hier ein zweiter Brunnen dringend erforderlich wäre und erklären den Dorfbewohnern, wie sie einen entsprechenden Antrag bei Emesco stellen können.
Am Ende des Tages steht dann noch ein Wiedersehen mit alten Bekannten an: Die Kyakatwanga Charity Primary School hatten Jill und ich bereits vor einem Jahr besucht und damals festgestellt, dass die Schule dringend einen eigenen Brunnen benötigt, da der Flachbrunnen im Dorf bereits deutlich überlastet ist. Bei unserem heutigen Besuch erkennen mich viele der Schüler direkt wieder und kommen auch lange nach Schulschluss aufgeregt zum Brunnen gelaufen.
Es freut mich total zu sehen, dass sich an der Schule seit letztem Jahr einiges getan hat: Neben dem neuen Flachbrunnen, der die Schule mit Trinkwasser versorgt gibt es einen Tank für Regenwasser zum Kochen sowie eine Reihe neuer Latrinen. Auch sehen wir erste Ansätze für neue Schulgebäude aus Stein direkt neben den alten Klassenzimmern aus Holzbrettern.
Ein Schüler der Abschlussklasse (hier P7 genannt) erzählt uns, dass er und seine Klassenkameraden in wenigen Wochen ihre Abschlussprüfungen schreiben. Wir versichern, dass wir ihnen fest beide Daumen drücken und drohen gleichzeitig im Spaß, dass wir sie bei unserem nächsten Besuch ein einem Jahr hier bloß nicht mehr sehen wollen.
Und damit fahren wir dann ziemlich abgekämpft nach Karuguuza zurück, essen noch schnell zu Abend (zur Feier des Tages gönnen wir uns sogar mal ein Hühnchen statt Omelette zu den obligatorischen Pommes) und müssen jetzt gleich noch schnell packen, bevor es morgen früh um sieben zurück Richtung Flughafen geht. Wie immer ist die Zeit in Uganda viel zu schnell vergangen und wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.
In diesem Sinne ein vorerst letzter Gruß aus Karuguuza,
Christine & Uli