Projektreise Nov. 24 – Tag 4 “Hope (Hoffnung)”
Jill Willems
Projektreise 2024
30. Oktober 2018
Unseren zweiten Projekttag haben wir damit begonnen, mal mit ein paar Stereotypen aufzuräumen. Heute waren es nämlich nicht wie gewohnt die Ugander, sondern wir Deutschen, die eine Stunde zu spät zum Treffpunkt gekommen sind. Grund war, dass ein „schneller“ Zwischenstopp bei der Bank nicht wie erwartet 10 Minuten, sondern fast eine Stunde gedauert hat, um 200 Euro umzutauschen. Aber auch hier haben wir wieder etwas dazu gelernt (und wie immer auf die harte Tour!).
An unserem ersten Projekt des Tages, Kawanda, gab es dann leider auch erst mal eine unschöne Überraschung. Obwohl der 2012 errichtete Brunnen einwandfrei funktioniert erklären uns die Dorfbewohner, dass sie das Wasser nicht für den Hausgebrauch nutzen, da es so eisenhaltig ist, dass es nicht nur nicht trinkbar ist, sondern auch beim Kochen die Lebensmittel verfärbt. Zwar nutzen sie das Wasser des Brunnens zum Waschen, für ihre Felder usw., ihr Trinkwasser beziehen sie jedoch aus einem drei Meilen entfernten Borehole. Emesco Water Officer Johnsus erklärt, dass es aufgrund der Bodenbeschaffenheit leider an dieser Stelle nur stark eisenhaltiges Wasser gäbe. Wir versprechen den Menschen im Ort, uns noch einmal mit Emesco zusammen zu setzen, und über Alternativen zu sprechen, wie das Wasser für den Hausgebrauch aufbereitet werden kann. Auch wenn dies natürlich im Moment eine nicht sehr befriedigende Situation darstellt, führt es uns doch vor Augen, wie wichtig unsere Projektreisen sind, um auf derartige Probleme aufmerksam zu werden und entsprechende Lösungen erarbeiten zu können. Und die „Hausaufgabe“, wie man Wasser am besten enteisen kann, nehmen wir auf jeden Fall mit zurück nach Hause, genau wie die Überlegung, in betroffenen Regionen zukünftig Wasserproben testen zu lassen, bevor wir einen Brunnen bauen lassen.
Am zweiten Brunnen, Ziranduru, bietet sich uns dann ein komplett gegenteiliges Bild. Das Borehole (Tiefbohrbrunnen) wurde 2013 errichtet, ist in einem super Zustand und fördert makellos sauberes und sicheres Wasser. Sogar der Zaun (für gewöhnlich das am stärksten vernachlässigte Element) ist in tadellosem Zustand. Caretaker Cosmas erklärt stolz, dass sie schon mehrere Reparaturen haben vornehmen lassen, um die Pumpenapparatur und den Zaun in Stand zu halten. Jeden Monat sammeln sie von jedem der 67 Haushalte 5000 Schilling ein, so dass auch jetzt noch genügend Geld für die nächste Instandsetzung vorhanden ist. Die Männer erzählen, dass die Familien in Ziranduru ausnahmslos bereit seien, diesen Beitrag regelmäßig zu leisten. Wir sind ehrlich beeindruckt und loben sie wieder und wieder für ihr Engagement.
Auch der Chairman des Local Council ist vor Ort und bedankt sich für die enorme Verbesserung, die der Brunnen für die Menschen im Ort gebracht hat. Wo zuvor hygienebedingte Krankheiten wie Durchfall und Magenwürmer an der Tagesordnung waren, ist nun ihr größtes „Problem“, dass die Medikamente das Verfallsdatum ungenutzt überschreiten. Auch seien viele neue Familien hinzugezogen, die Anzahl der Dorfbewohner habe sich seit 2013 beinahe verdoppelt.
Allerdings weisen die Männer auch darauf hin, dass sich durch dieses starke Wachstum immer häufiger lange Schlangen am Brunnen bilden. Die nahegelegene Grundschule nutze den Brunnen ebenfalls mit und sie fragen, ob es nicht evtl. möglich wäre, der Schule einen eigenen Flachbrunnen zur Verfügung zu stellen. Wir greifen den Tipp dankbar auf und beschließen, der Schule direkt einen Besuch abzustatten.
Obwohl wir vollkommen unangekündigt ins Haus fallen werden wir an der St. Andrea Kigemere Primary School sehr herzlich von Schulleiter Johnny Bosco empfangen und er beantwortet geduldig unsere Fragen.
169 Schüler zwischen 4 und 16 Jahren drücken hier täglich von 8-17 Uhr die Schulbank, 84 davon sind Mädchen. Insgesamt haben sie 8 Lehrer. Die Schule ist eine Community School, die Eltern zahlen ein Schulgeld von 40.000 Schilling pro Kind pro Trimester (knapp 10 Euro). Vor etwa drei Jahren hat Emesco an der Schule bereits Latrinen bauen lassen, außerdem gibt es einen Raum für die Mädchen zum Umziehen. Wir weisen jedoch darauf hin, dass es neben den Toiletten keine Vorrichtung zum Händewaschen gibt und der junge Schulleiter, der seine Stelle erst vor wenigen Monaten angetreten hat, verspricht uns, in Kürze ein Tippy Tap (s. Abbildung unten) aufstellen zu lassen.
Wir erzählen ihm außerdem, wie er bei Emesco einen offiziellen Antrag für einen Flachbrunnen für seine Schule stellen kann und er versichert, dies bald in die Wege zu leiten. Wenn also nichts dazwischen kommt werden wir hier vielleicht bald einen weiteren 2aid-Flachbrunnen in Auftrag geben können.
Nach der Mittagspause kommt dann für Uli der Höhepunkt des Tages: Der erste Besuch bei „seinem“ Projekt in Mbirizi. Wir werden derartig überschwänglich empfangen, dass es uns beinahe unangenehm ist. Das komplette Dorf hat sich an der Baustelle versammelt, die Frauen singen und tanzen und alle jubeln uns zu. Wir bedanken uns für den herzlichen Empfang und stellen Emesco, 2aid und vor allem Uli vor. Wieder ist der Jubel groß.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Die Baustelle lässt zwar schon erahnen, was hier in Kürze passieren wird, allerdings erschweren die starken Regenfälle das Graben erheblich, da das Loch immer wieder mit Wasser vollläuft. Aber die Männer haben bereits eine Pumpe organisiert, so dass es hoffentlich bald weitergehen kann.
Wir lassen uns auch das ursprüngliche Wasserloch zeigen, aus dem die Menschen im Ort nach wie vor ihr Trinkwasser beziehen. Vor allem Uli verschlägt es beim Anblick der braunen, algendurchzogenen Brühe den Atem und es führt uns allen wieder einmal vor Augen, wie wichtig unsere Arbeit ist.
Die Stimmung unter den Dorfbewohnern ist jedoch nach wie vor heiter, sie freuen sich unsagbar auf die neue Chance, die ihnen der Flachbrunnen und sein sauberes Wasser bringen werden. Johnsus schlägt vor, dass wir die in jedem Projekt enthaltene Hygieneschulung in Mbirizi morgen Mittag veranstalten, so dass Uli und ich auch diese noch miterleben können. Freudig stimmen wir zu und verabschieden uns mit einem ungewohnten „see you tomorrow“.
Auf der Rückfahrt öffnet dann jedoch der Himmel sämtliche Schleusen. Unser Pickup kommt auf der völlig überfluteten und verschlammten Straße einige Male ins Schlingern und nur durch geschickte Lenkmanöver unseres erfahrenen Fahrers Charles bleibt uns eine Kollision mit einem der schweren Baufahrzeuge erspart. Ein Familienauto, dass wir unterwegs passieren, hatte da leider weniger Glück… Obwohl wir es also sicher ins Hotel zurück schaffen erklärt Johnsus, dass es je nachdem, wie das Wetter die Nacht über und morgen früh ist, evtl. nicht möglich sein wird, noch einmal nach Mbirizi zu fahren. Zur Not würden wir dann weitere Projekte in anderen Teilen Kibaales besuchen. Also drückt uns die Daumen, wir halten euch auf dem Laufenden.
Bis morgen und weltuntergangsartige Grüße,
Christine & Uli