Projektreise Nov. 24 – Tag 4 “Hope (Hoffnung)”
Jill Willems
Projektreise 2024
18. Oktober 2011
Der 10. September war ein großartiger Sommertag am See, meine Freundin Evelyn und ich waren zum Wakeboarden nach Langenfeld gefahren, nur ein paar leichte Runden, keine großen Sprünge, denn ich musste mich schonen für den bislang größten Lauf in meinem Leben: Der Halbmarathon in Köln stand bevor und die Nervosität stieg mit jeder Stunde, da halft auch das gute Wetter und die Stunden auf dem Wasser nicht, denn in meinem Kopf drehte sich alles um den Lauf. Würde ich die Distanz schaffen? Wie wird es sich anfühlen ins Ziel zu laufen? Macht mein Körper das mit? Und die Wichtigste aller Fragen: Wieviel Menschen werde ich mit der MyAid-Marathon-Aktion erreichen? Ich hatte meinen Lauf zum Anlass genommen, eine eigene Spendenaktion für 2aid.org zu starten. Das Prinzip war einfach: Ich laufe für 2aid und sauberes Trinkwasser, ihr helft mir dabei und spendet „Kilometer-Geld“. Wieviele Unterstützer würde ich also bewegen und wie viel von den angestrebten 2500€ bekommen wir zusammen?
Die letzten Wochen wurden das 2aid-Netzwerk und auch mein eigenes mit unzähligen Kurzberichten und Videos auf die „Laufen für sauberes Wasser“-Aktion aufmerksam gemacht. Jetzt lag es nicht mehr in meiner Hand….
Wie ich diesen besonderen Tag erlebt habe, möchte ich gern mit euch teilen.
6:30Uhr, der Wecker klingelt, endlich ist der große Tag da. Schnell aufstehen und die Laufsachen überstreifen. I-pod nochmal aufladen und Pulsuhr um, mein Puls ist jetzt schon so hoch, wie wird das erst im Startblock? Ab geht’s aufs Rad und zur Köln-Messe. Die Straßen sind schon gesperrt und die ersten Läufer kreuzen meinen Weg. Schnell meine Unterlagen abholen und die restlichen Sache abgeben. Ich treffe 2 Freunde, die auch zum ersten Mal den Halbmarathon laufen und genieße es, nicht mehr so alleine vor dieser Aufgabe zu stehen. Wir bahnen uns den Weg durch die Menge, immer der Lautstärke nach zum Start.
Aus den Lautsprechern erklingt „Das geht ab“ und „Jetzt geht’s los“, die Stimmung steigt, welch eine Anblick. Läufer vor und hinter uns, soweit das Auge reicht. Über 10.000 gehen an den Start und das bei Traumwetter in der schönen Domstadt.
Noch 20 Sekunden bis zum offiziellen Start, die letzten Sekunden zählen wir runter, dann ertönt der Startschuss. Die schnellen Läufer dürfen los, wir hingegen bleiben fast 5 Minuten stehen, dann dürfen wir endlich anfangen zu traben und gegen 8:40 Uhr schaffen wir es über die Startlinie. Stoppuhr drücken und einfach mitschwimmen in der Menge. Der erste Kilometer geht über die Deutzer Brücke, mit einem großartigen Blick auf die Kölner Altstadt und den ersten motivierenden Zuschauern läuft sich dieser noch recht langsam aber sehr schön.
Nach 4 km kommen wir am Zülpicher Platz vorbei, wo meine Freundin Nadine schon mit einem motivierenden „Du schaffst es“ Schild steht. Kurz gedrückt und weiter geht’s bis bei km 5 der erste Versorgungspunkt erreicht ist und meine 2 Mitläufer mir Wasser im Laufschritt reichen. Über die Zülpicher Straße raus nach Sülz und bis zur Universität halte ich das ordentliche Tempo der Jungs mit. Bei km 8 merke ich jedoch, dass ich das Tempo der Beiden nicht bis zum Ende schaffen werde und lasse sie wortwörtlich laufen. Weiter geht es Richtung Dürener Strasse. Hier wird sogar Live Musik gespielt, jeder Ton, jedes Klatschen gibt einem Energie und ich kann nicht anders außer mit einem Grinsen im Gesicht durch Lindenthal zu laufen. Es geht zurück auf die Aachener Strasse und von dort aus wieder Richtung Stadt. Ich nehme die Leute nur noch wage war und höre über den Ipod meine zusammengestellte Motivations-Liste. Plötzlich bin ich in meiner eigenen Welt und meine Beine tragen mich fast von alleine. Eine Sambagruppe am Aachener Weiher bringt die Leute in den Takt und es geht geradewegs zum Rudolfplatz. Über die K2 Partymeile, die Ringe bis zum Friesenplatz runter und mit viel Musik im Hintergrund raus nach Ihrefeld. „Immer wigger“ schallt es mir ins Ohr und ich weiß schon gar nicht mehr wie weit es noch ist.
Vorbei am Media Park Richtung Hansaring und plötzlich höre ich einen Moderator: KM 16 ist jetzt erreicht! Ich wache auf aus meiner Trance und mir wird klar, dass es bald geschafft ist und das erste Mal steigen mir fast die Tränen in die Augen. Die Stimmung auf den Ringen ist großartig und auch wenn ich kaum Gesichter erkenne, freue ich mich über jeden einzelnen, der uns Läufer antreibt. Die Versorgungsstationen häufen sich, aber ich habe jetzt genug Energie getankt für die letzten km. Es geht weiter Richtung Dom, hier beginnen die letzten 2 Kilometer. Ein Teufel treibt uns an, und die Rasseln, Trommeln und Trillerpfeifen machen einen Höllenlärm, es ist ein unbeschreibliches Gefühl.
Rauf auf die Deutzer Brücke, der letzte km bis zum Ziel. Meine Schritte werden schneller, es ist gleich geschafft. Plötzlich schreit mich Evelyn an: „Komm Jill, du schaffst das!“ Und dann sehe ich ein weißes Tor „ZIEL“. Jetzt ergreifen mich die Emotionen und ich werde immer schneller. Meine Fäuste sind geballt. Nur noch wenige Meter und das Ziel ist erreicht. Ein letztes Mal wird mein Chip ausgelesen. Ich habe es geschafft. Ein großes YEEEEEEESSSSS ist das Einzige an das ich denken kann.
Mein erster Halbmarathon. So etwas Ergreifendes wie diesen Zieleinlauf habe ich selten erlebt. Viele haben davon erzählt, geschwärmt, aber die Wirklichkeit hat meine Erwartungen übertroffen. Mir stehen die Tränen in den Augen. Erschöpft und glücklich lasse ich mich von der Masse zum Verpflegungsdorf treiben. Dort bekomme ich meine Medaille. Jetzt erst mal etwas trinken. Gerne würde ich auch etwas essen, aber es gibt nur Bananen und Äpfel, egal, Hauptsache Nahrung. Nach über 2 Stunden laufen bin ich immer noch wie in Trance und es gestaltet sich schwieriger meine Freunde zu finden und dabei würde ich mir so gerne eine verdiente Umarmung abholen. Bei der Kleiderbeutelausgabe treffe ich meine „Zugpferde“, uns steht der Stolz ins Gesicht geschrieben. Was für ein Tag! Und dieses Glücksgefühl wird noch eine Weile anhalten, da bin ich sicher. Der erste Halbmarathon, eine unglaubliche Erfahrung auf über 21 Kilometern.
Der Köln-Marathon ist vorbei, meine Spendenaktion läuft weiter! Denn mein nächster Einsatz ist schon in Sicht: beim Kölner Nikolaus-Lauf am 6.12.
Bis zum 31. Dezember könnt ihr also noch spenden. Gemeinsam können wir helfen!
Ihr habt Lust eure eigene MyAid-Aktion zu starten? Dann meldet euch bei Marion (marion.beltre@2aid.org) , sie beantwortet all eure Fragen und unterstützt euch bei der Realisierung eurer Ideen. Auf geht’s!
Drücker,
Jill