Projektreise Nov. 24 – Tag 4 “Hope (Hoffnung)”
Jill Willems
Projektreise 2024
15. Mai 2024
Heute war ein sehr warmer und durchaus wendiger Tag. Er startet mit einer sehr langen Fahrt nach Kyabijoka. Die über 1,5 Stunden Fahrt vertreiben wir uns mit einer kleinen Unterrichtsstunde in Rungiolo – der lokalen Sprache hier im Westen Ugandas. Wir lernen die Begrüßung und Vorstellung mit Namen, wo wir herkommen und was wir hier machen. Für ein A1 sollte das doch reichen, oder? Wir haben große Erwartungen an das erste Projekt, denn wir waren bereits letzten September hier und haben klare Ziele für die Gemeinde definiert. Leider wurden wir enttäuscht. Zwar war der Brunnen in einem leicht besseren Zustand als letztes Jahr, aber die Veränderung hätte deutlich größer ausfallen können. Wir treffen den Caretaker und kommen mit ihm in den Austausch. Er berichtet uns davon, dass er gerne mehr machen würde, aber sich nicht gut genug ausgebildet fühlt. Er hat das Geld für die Instandhaltung zusammen getragen, aber würde sich über Unterstützung seitens Emesco- unserem Partner vor Ort- freuen. Wir weisen ihn darauf hin, dass eines der Ziele ein Life-Fence, also die Anpflanzung eines Naturzaunes war und dass er diesen auch ohne Schulung pflanzen kann. Er stimmt zu und gelobt bis zum nächsten Besuch Besserung. Unser Projektleiter Johnsus nutzt die Gunst der Stunde (es ist gerade Wasserholzeit) um eine deutliche Ansprache an die Gemeinde zu halten. Er rechnet ihnen vor, was es kosten würde, sollte der Brunnen kaputt gehen und sie gezwungen wären, unsicheres Wasser zu trinken. Bei einer Krankheit aufgrund von verschmutztem Wasser müssen sie den Transport zur nächsten Klinik, den Aufenthalt und die Medikamente und natürlich den Ausfall ihrer Arbeit mit ca. 100.000 Schilling (ca. 25 €) rechnen. Die 5000 Schilling (ca. 1€) für die Instandhaltung und das Hygienetraining stehen daher doch in keiner Relation. Die Menschen in Kyabijoka geben ihm vollkommen recht und geben zurück, dass sie sich sehr freuen würden, uns bald wieder zu sehen, um ihre positive Veränderung zu begutachten.
Wir fahren weiter Richtung Kyakanagi, wo wir erst nach dem Weg zum Brunnen fragen müssen. Durch den Neubau von Straßen kommen selbst unsere alt eingesessenen Fahrer und Projektleiter aus dem Konzept. Nach etwas kreuz und quer Fahrerei kommen wir aber endlich an. Der Brunnen ist 9 Jahre alt und funktioniert noch einwandfrei. Der Chairman dieser Gemeinde heißt Francis und möchte uns heute zusammen mit dem Water Committee ganz herzlich begrüßen. Er berichtet von rund 150 Haushalten (ca. 900 Menschen), die diesen Brunnen nutzen. Zudem ist eine Grundschule in der Nähe, die ebenfalls ihr Wasser hier holt. Sie haben den Brunnen jetzt aus eigener Kraft schon ein paar Mal selber repariert und auch die Instandhaltung ist ihnen wichtig. Die Caretakerin Oliva Kisa, der Secretary Peter Wasa und der Vice-Chairman Damian Kato vom Wasserkomittee bestätigen dies und bedanken sich ebenfalls für die tolle Hilfe, die wir mit diesem Bau geleistet haben. Wir nehmen noch gemeinsame Bilder und Videos auf und bedanken uns für den tollen Empfang.
Das nächste Projekt ist Nyabusojo, der ein oder andere erinnert sich vielleicht noch: hier waren wir im September bereits. Damals hat der Brunnen nicht funktioniert, Rost hatte die Rohre zerstört und wir konnten mit Hilfe unserer Weihnachtsspenden neue nicht-rostbare Pipes einbauen. Der Brunnen sieht sehr gut aus. Ein neuer Zaun schützt vor Tieren und Schmutz. Die 40 hier lebenden Haushalte sind sehr froh über die Reparatur und bedanken sich sehr fröhlich. Sie erzählen uns, dass bis zu 60 weitere Haushalte den Brunnen nutzen, gerade in der Trockenzeit ist hier reger Betrieb. „Water is life“ sagt der ehemalige Chairman des Wasserkommittees Adjian zu uns. Wie recht er doch hat. Wir brechen zufrieden und hungrig in unsere Mittagspause auf.
Eigentlich wollten wir nach der Pause nach Kisengya zu zwei neuen Projekten fahren, aber der Himmel zieht sich zu und die Gefahr, auf der Straße dorthin stecken zu bleiben, ist zu groß. So entscheiden wir uns, zu einem leichter erreichbaren Projekt in Buhungiro aufzubrechen. Die eigentlich 45 minütige Fahrt gestaltet sich jedoch eher wie eine moderne Schnitzeljagd. Auf halber Strecke wird an der Straße gearbeitet- ohne Möglichkeit drumherum zu fahren, müssen wir einiges an Weg wieder zurücklegen, um dann auf eine für unseren Fahrer Saron unbekannte Strecke abzubiegen.
Wir fragen an einer Kreuzung nach dem Weg und werden freundlich instruiert. Der Weg ist hügelig und steinig, teilweise sehr steil und matschig. Nach einiger Zeit fragen wir erneut nach dem Weg und müssen noch weiter den mittlerweile sehr schmalen Weg fahren. Wir erkunden uns erneut nach dem Weg und werden in die entgegengesetzte Richtung geschickt- alle im Auto müssen lachen. Zuletzt zeigt uns eine Gruppe Boda-Boda Fahrer (Motorradtaxis) den Weg. Im Dorf steigen wir aus und laufen einen sehr schönen, ringsum bewachsenen Weg hinunter und hinauf. Angekommen am Brunnen stellen wir fest: wir sind gar nicht in Buhungiro, sondern in Kyanyamunyu, einem Projekt aus 2019 von uns. Die Gemeinde hat sich jetzt schon in Scharen um uns versammelt und der Chairman der Gemeinde Peterson Barungi begrüßt uns sehr erfreut.
Der Brunnen ist in einem guten Zustand, auch wenn wir uns einen Life-Fence wünschen würden. Peterson verspricht uns, bis zum nächsten Besuch gerne unserem Wunsch nachzukommen. Er erzählt uns, dass 96 Haushalte (ca. 600 Personen) den Brunnen nutzen und er, seitdem alle Zugang zu sicherem Wasser haben, manchmal sogar Monate keine Krankheitsfälle in seiner Gemeinde hat. Einige andere Bewohner stimmen ein in die Danksagungen, bis Jaquelin Tigeta das Wort ergreift. Die Seniorin möchte einen Wunsch äußern: sie und viel andere in die Jahre gekommenen Damen können nicht mehr den Weg zum Brunnen auf sich nehmen und das Wasser schleppen. Aber selbst wenn ihre Familie ihr Wasser bringt, wünscht sie sich, eine Sitztoilette installieren zu können. Sie kann mit ihren alten Gelenken nicht mehr so gut „squaten“- die Gemeinde muss bei ihrer bildhaften Beschreibung laut lachen. Ihre Idee ist jedoch brillant: einen Tank auf den Hügel bauen, das Wasser mit Hilfe von Solar hineinpumpen und dann Leitungen ins Dorf legen. Normalerweise ist solch eine Konstruktion keine Projektart von uns in Uganda, aber diese Gemeinschaft überzeugt uns, der Idee weiter nachzugehen. Als wir abfahren, sagt unser Partner Jackson von Emesco: „this is a very great community, they love each other and work together“ und das macht den entscheidenden Unterschied für uns.
Auch wenn wir den Plan für heute nicht einhalten konnten und zwischendurch ganz schön verloren waren, war es ein sehr erfolgreicher Projekttag und wir freuen uns schon auf Morgen. Bist du auch wieder dabei?
Bianca & Jill