Projektreise Nov. 24 – Tag 4 “Hope (Hoffnung)”
Jill Willems
Projektreise 2024
20. November 2024
Eigentlich startet der 3. Tag on field wie jeder Projekttag und doch liegt heute irgendwas in der Luft. Es gibt ein phantastisches Frühstück mit Rolex (Rolled-Eggs- d.h. Omelett in Chiapati gerollt) und wir werden pünktlich von unserem Projektleiter Johnsus abgeholt. Es geht in ein Dorf, das wir in den letzten Monaten schon öfter besucht haben: Hamugamba. Hier hatten wir bereits Anfang 2017 einen Flachbrunnen gebaut, doch bei den letzten Monitoring-Besuchen in 2023 & Mai 2024 gemerkt, dass die Gemeinde mit ca. 200 Haushalten (ca. 1200 Menschen) zu groß für einen Brunnen ist. Jetzt gibt es bereits den zweiten Flachbrunnen und wir merken eine enorme Verbesserung.
Der neue Brunnen hat die Wartezeiten zu den Wasserholzeiten stark verringert. Aufgrund der hohen Nutzerquote kam es früher häufiger zu Streitigkeiten. Wenn Frauen und Kinder spät abends erst Wasser holten, um die Wartezeit zu umgehen, gab es Zuhause auch mal Ärger. Jetzt ist es aber wieder friedlich in Hamugamba und wir sind sehr zufrieden über den Zustand beider Brunnen. Der Chairman des Local Councils Francis verspricht uns, dass er auch weiterhin viel Energie in die Instandhaltung beider Brunnen stecken wird.
Einige Menschen sind uns zu beiden Wasserquellen gefolgt und haben unsere Fragen beantwortet. Als Dankeschön schenken wir Ihnen Kleidung für Herren, Frauen und Kinder. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würden wir wie der Weihnachtsmann Geschenke aus dem Sack zaubern.
Weiter geht es für uns zu einem weiteren Brunnen aus 2017 in Bucuuya. Der Vorsitzende des Wasserkommittees, Isaiah, empfängt uns zusammen mit mehreren Bewohnern der umliegenden Gemeinde. Rund 70 Haushalte (ca. 420 Menschen) nutzen den Brunnen und dieser läuft noch gut, lediglich ein wenig Öl könnte er gebrauchen. Die Hantel ist abgebrochen, aber Isaiah versichert uns, dass er bereits eine neue Hantel bestellt hat und sie bald anbringt. Er berichtet uns auch von den bereits erfolgten Reparaturen und wie das Wasserkommittee bisher erfolgreich die Instandhaltung geleitet hat.
Er hat jedoch noch etwas auf dem Herzen: Im nächsten Ort, Kyogera, steht eine Schule – St. Anna- und sie hat keinen Zugang zu sauberem Wasser. Die Menschen in Kyogera müssen ebenfalls die 50 min nach Bucuuya für sicheres Wasser laufen. Isaiah bittet uns auch hier zu helfen und wir fahren spontan zu der von ihm vorgeschlagenen Wasserstelle um uns die Situation anzusehen. Die Wasserstelle in Kyogera ist gräulich-braun und wir haben das Gefühl, das man die Bakterien quasi sehen kann. Eine Bewohnerin, Init Nakate, bittet uns um Hilfe, damit sie auch endlich sauberes Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen in ihrer Nähe bekommt. Uns gefällt die Idee sehr gut und wir hoffe hier bald schon helfen zu können. Passend zu unserem weihnachtlichen Gefühl bekommen wir Maiskolben von einem Dorfbewohner geschenkt. Vielleicht können auch wir zu Weihnachten ein paar Spenden für Kyogera zusammen schenken? Wir würden uns freuen, wenn ihr uns dabei unterstützt.
Nach dem Mittagessen geht es nach Kakenzi – für uns heute ein ganz besonderer Ort, denn dieser Brunnen wurde durch ein Benefiz-Konzert, von Matt mit seiner Band Supertraveller und der After-Show Party mit Patty als DJ, finanziert. Die Dorfbewohner freuen sich sehr, dass die Spender selbst den weiten Weg nach Uganda auf sich genommen haben. Erasmus, ein Bewohner der Gemeinde, erzählt uns von den positiven Veränderungen, die der Brunnen für das Dorf gebracht hat. Zum Beispiel sparen die Frauen sich über 1 Stunde Zeit, weil sie nicht mehr so weit gehen müssen. Außerdem sind die Kinder jetzt sicher und können nicht mehr ins Wasserloch fallen. Was uns besonders überrascht, ist das das Wasserkommittee bereits über 300.000 Schilling (75€) für eventuelle Reparaturen und die notwendigen Instandhaltungskosten gesammelt hat. Das ist eine beträchtliche Summe und zeigt uns wie viel Verantwortung sie für den Brunnen übernehmen. Da 68 Haushalten (ca. 400 Menschen) den Brunnen nutzen, ist eine regelmäßige Wartung auch dringend notwendig. Bei der hohen Nutzerzahl würden wir den Bau eines weiteren Brunnens empfehlen. Vielleicht spielt Matt demnächst wieder ein Konzert? Wir sind jedenfalls sehr froh über die Herzlichkeit und Dankbarkeit in Kakenzi und kriegen ein wenig das Gefühl von einem Adventsmorgen an dem wir eine weitere Kerze anzünden durften.
In Ruyanja wartet schon das nächste Projekt auf uns. Dieser Brunnen ist schon stolze 11 Jahre alt und das Wasser läuft immer noch. Der Vorsitzende des Wasserkommittees, Byarunga, erzählt uns, dass sie den Brunnen bereits mehrfach repariert haben und jetzt wieder eine Reparatur ansteht. Die Kosten belaufen sich auf 400.000 Schilling (100€). Die Gemeinde möchte noch bis nach der Ernte warten um wieder Geld einzusammeln für die ausstehenden Instandsetzungen. Denn erst wenn die Ernte verkauft ist, können die rund 50 Familien wieder etwas zum Brunnen beitragen. Da Jill ursprünglich den Brunnen zu ihrem 30sten Geburtstag gespendet hat, überkommt sie das Weihnachtsgefühl und entscheidet spontan die Reparaturen zu bezahlen. Mit einem herzlichen “Merry Christmas” wird die frohe Botschaft, von Johnsus übersetzt, der Gemeinde überbracht. Strahlende Gesichter und lauter Beifall begleiten uns bis zum Auto.
In Kihogoro kommen wir bereits auf der Hauptstrasse durchs Dorf zum stehen, da wir von einer tanzenden Menschentraube ausgebremst werden. Die Frauen sind alle in fröhlichen, strahlenden Kleidern erschienen und stampfen mit den Beinen zum Takt der Trommel. Sie schreien und klatschen. Was für ein Empfang! Der Brunnen liegt weiter im Tal und wird von ca. 70 Haushalten und der Unity Academy Schule genutzt. Die Mitarbeiterin der Gemeinde, Aganiela, und der Chairman des Wasserkommittees, Emma, berichten uns von den erfreulichen Veränderungen, seitdem sie den Brunnen im Juni in Betrieb genommen haben. Die Menschen der Gemeinde haben kein Typhus und Cholera mehr – sie fühlen sich mit dem Brunnenwasser sicher. Sie sparen Geld und Zeit in dem sie nicht mehr so weit laufen müssen für sicheres Wasser und keine Medikamente mehr für wasserbedingte Krankheiten brauchen. Emma zeigt uns die alte Wasserstelle, die sie sich mit aller Art Tieren wie z.B. Affen und Schweinen geteilt haben. Zum Abschluss bekommen wir ein Gedicht zum Thema Wasser von einem 10 jährigen Mädchen aus der naheliegenden Schule aufgesagt. Da kommen wir doch glatt bei 30 Grad in Adventsstimmung. Der Local Chairman, Alex, verabschiedet uns mit einem großen Dankeschön und überreicht uns als Zeichen der Dankbarkeit einen (lebendigen) Hahn und eine Staude Kochbananen. Geschenke unter Palmen – eingerahmt in Musik und Tanz – Weihnachten scheint doch zum Greifen nahe.
Es geht zum letzten Projekt des Tages in Wazira. Auch hier empfangen uns Frauen in bunten Gewänder mit einem traditionellen Tanz und Gesang. Klatschend und lachend laufen wir den lehmigen, roten Weg vorbei an einem stark kontaminierten Wasserloch zum im September fertiggestellten Brunnen im Tal. Der lokale Chairman, Leonard Sekonde, begrüßt uns offiziell und bedankt sich für die tolle Arbeit von 2aid und Emesco. Er erzählt, dass auch die umliegenden Gemeinden den Brunnen mit nutzen und somit die Zahl der Haushalte statt 80 bei weit über 100 liegt. Er berichtet vom Rückgang der wasserbedingten Krankheiten wie Thyphus und Cholera. Wir sprechen mit dem Wasserkommittee rund um den Chairman, Geoffrey, die Secretary, Nakonde, dem Member Maiko und der Treasurer, Katherine, die uns stolz erzählen, dass sie bereits 50.000 Schilling (12€) gesammelt haben für Instandhaltungen. Es fängt sehr stark an zu Regnen, daher müssen wir leider zurück Richtung Auto aber das hält uns nicht davon ab beim Abschied noch einmal mit zu singen und zu tanzen. Was für ein krönender Abschluss für diesen schönen Tag.
Während in Deutschland die Weihnachtsmärkte öffnen und der erste Schnee fällt fühlen wir in Uganda auch die erste Weihnachtsstimmung und sind schon sehr auf die nächsten Projekte gespannt. Wir hoffen ihr kommt morgen wieder mit auf die Reise…
Euer Projektreise Team – Patty, Matt, Kristin & Jill